Ansprache des Präsidenten bei der 70 Jahr Feier der Finanzakademiker

Sehr geehrter Herr Finanzminister Eduard Müller,
sehr geehrter Herr Bundesminister aD Josef Moser,
sehr geehrte Präsidentin des BFG Daniela Moser,
sehr geehrter Vorsitzender des ZAUS Herbert Bayer,
sehr geehrter Herr Sektionschef aD Wolfgang Nolz,
sehr geehrter Herr Kämmerer des Stiftes Göttweig Pater Maurus,
sehr geehrte Ehren- und Festgäste!

Geschichtliche Darstellung

Die Gründung der Vereinigung der Finanzakademiker erfolgte am 29. Juni 1949; somit am heutigen Festtag genau vor 70 Jahren.

Ich möchte mit der Geschichte unserer Vereinigung beginnen und im Folgenden einen kurzen Abriss unserer Finanzakademikervereinigung und deren Tätigkeiten in den vergangenen 7 Jahrzehnten Euch näherbringen:

Zuerst ein Hinweis an unser Zentralausschussvorsitzenden Herbert Bayer: Die Vereinigung hat sich nie als „zusätzliche“ Personalvertretung oder Gewerkschaft betrachtet, sondern stets als überparteiliche Standesvertretung sowie als Meinungs- und Ideenforum der A1-Bediensteten im Finanzressort.

Und dennoch scheint es immer wieder notwendig, dass die Vereinigung auch darauf hinweist, dass auch wir Finanzbedienstete und damit Mitarbeitende sind und nicht  als Vertreter des Dienstgebers gesehen werden,  oder als Meinungsbildner gesehen wird, von  denen besondere Leistungen – auch als Vorbilder bei Einsparungen voranzugehen – erwartet werden.

Zur Unterstützung unserer Anliegen haben wir schon bisher mit der gesetzlichen Personalvertretung und mit der GÖD eng zusammengearbeitet. GÖD-Präsident Norbert Schnedl, Dienstrechtsreferent Wilhelm Gloss sowie unser derzeitiger  Vorsitzender Herbert Bayer können das Euch sicher bestätigen.

Ebenso waren seine Vorgänger Klaus Platzer und Wolfgang Pertmayr oft unsere Gäste bei Versammlungen, um die besondere Situation der Finanzakademiker zu hören.

Ein Schwerpunkt war es immer, durch den direkten Kontakt mit der Ressortleitung und mit den Spitzen der Beamtenschaft im Haus unsere Anliegen zu transportieren: Alle Finanzminister der letzten beiden Jahrzehnte (bis auf BM Löger, der uns hier zuerst besuchen wollte) wurden persönlich in Vorsprachen aufgesucht. Mit BM Josef Pröll konnte eines der letzten „Aufreger-Themen“, nämlich die Mehrleistungsabgeltung der Innendienstakademiker in den Ämtern, im Jahr 2010 zufriedenstellend gelöst werden.

Mit hochkarätigen Veranstaltungen setzte die Vereinigung deutliche Akzente. Von den Ehrengästen dieser Veranstaltungen seien stellvertretend genannt: BM Hansjörg Schelling, STS Alfred Finz, NR-Präsident Andreas Khol, unser heutiger Gast und Ehrenmitglied Josef Moser (dieser empfing das Präsidium auch einmal im Rechnungshof), ORF-Informationsdirektor Herwig Draxler, Presse-Chefredaktor Andreas Unterberger und Profil-Herausgeber Christian Rainer.

Einzelne Landesverbände riskierten Aufsehen, wie zB der Landesverband Kärnten mit der Einladung von Hermes Phettberg zur Landesversammlung.

Die Spitzenbeamten unseres Ressorts waren für uns auch stets wichtige Ansprechpartner, zu erwähnen sind beispielhaft unser nunmehriger BM Eduard Müller, GS Hans-Georg Kramer, auch der hier anwesende SC Wolfgang Nolz, GL Helgar Thomic-Sutterlüti; mit MR Gerhard Rauscher konnte manche Bewertungs-Detailfrage erfolgreich geklärt werden.

Sehr wertvoll für die Arbeit der Vereinigung war es immer, Spitzenkräfte des BMF als Funktionäre zu gewinnen. Hier sind die langjährigen Generalsekretäre Max Margreiter und nunmehr  Karl-Heinz Tscheppe besonders hervorzuheben, der schon unter meinem Vorgänger Walter Zemrosser werkte und nunmehr mit Claudia Böck und mir die Homepageneugestaltung in die Wege leitete.

Auch unsere heutige Gesprächspartnerin BFG-Präsidentin Daniela Moser stellte sich durch Jahre als Vizepräsidentin zur Verfügung.

In jüngster Zeit ist auf die Besetzung mit jungen Leuten im Präsidium mit Vizepräsidentin Claudia Böck, Barbara Pichler – beide vom BMF, Stefan Fersterer von der BFA und Lorenz Genser von der GBP hinzuweisen.

Die schriftlichen Eingaben der Vereinigung an die Entscheidungsträger füllen ganze Aktenordner und erinnern uns immer wieder daran, mit welchem Idealismus und Einsatz die Generationen von Funktionären ans Werk gingen.

Massiv geändert haben sich auch die Verständigungsmöglichkeiten mit den Mitgliedern: Gab es ursprünglich in Vervielfältigungsapparaten abgezogene Rundschreiben der Vereinigung, so hatten wir ab dem Jahr 2000 eine eigene gedruckte Zeitung, die schließlich durch einen EDV-Newsletter ersetzt wurde.

Gelebter Föderalismus war ebenfalls immer eine Stärke der Vereinigung, so waren und sind die Landesverbände durchgehend mit einem Vizepräsidenten im Präsidium vertreten, derzeit bekleidet der Obmann  des LV Kärnten Lorenz Genser die Funktion des „Bundesländer“-Vizepräsidenten. Zuvor hielt diese Funktion verdienstvoll Walter Dax vom LV Oberösterreich, der die Vereinigung auch während der Erkrankung von Präsidentin Birgitt Koran interimsmäßig führte.

Wie wichtig der persönliche Kontakt mit den Verantwortlichen im Ressort war und ist, zeigt sich an der folgenden Geschichte in einer Anekdote mit BM Eduard Müller noch als Gruppenleiter des BMF: Eine Fachvorständin eines Wiener Amtes beklagte, dass zwei ihrer Innendienstakademiker aus dem Fachbereich, trotz Erfüllung aller Voraussetzungen, nicht in A1 -2 überstellt werden könnten. Ein Termin mit dem damaligen GL Eduard Müller war rasch vereinbart. Dieser blickte, nachdem er sich den Sachverhalt angehört hatte, in seinen PC und stellte fest, dass tatsächlich zwei A1-2 Stellen im PEP verfügbar wären. Die Sache war positiv erledigt. Dank an Eduard Müller.

Als zukünftige Hauptthemen der Arbeit zeichnen sich für die jetzigen und die nachkommenden Funktionäre vor allem die erheblichen Differenzen zwischen der Besoldung der Vertragsbediensteten und jener der noch pragmatisierten Kollegenschaft ab, dies auch in Hinblick auf die Attraktivität der Arbeitsplätze: Wie gelingt es unserem Arbeitgeber die Besten zu rekrutieren und auch zu halten.

Wichtig sind uns ebenso die Qualität und die regionale Verteilung der Arbeitsplätze, aber vor allem wichtig auch die Anzahl und Wertigkeit der Arbeitsplätze für Finanzakademiker auch in der Fläche.

Zudem sind wir mit neuen Krankheitsbildern konfrontiert sind, die es früher noch nicht gab, wie das Burn Out Syndrom, das Engagierte dann trifft, wenn sie nicht mehr abschalten können.

Nachdem sich die Vereinigung immer als reformbereit eingebracht hat, stehen wir auch für die angelaufene neuerliche Modernisierung ausdrücklich zur Verfügung. Denn wohl auch aus der Sicht des Dienstgebers gilt der alte Spruch „Beim Reden kommen die Leute zusammen“, d.h. durch intensive Kommunikation können viele Fragen schon im Vorfeld geklärt werden, und führt damit zum gemeinsamen Ziel.

Einen besonderer Dank spreche ich aus an alle, die sich für die Anliegen der von uns vertretenen Mitglieder als ehrenamtliche Funktionsträgerinnen und Funktionsträger eingesetzt haben, aber auch an unsere Ansprechpartner auf der anderen Seite, die durch ihr Verständnis für unsere Anliegen vieles möglich gemacht und zur motivierten Arbeit und zum guten Betriebsklima im Ressort entscheidend beigetragen haben.

Wie vorhin dargestellt, fielen die Vereinsaktivitäten in diesen Jahrzehnten sehr unterschiedlich aus, je nach Erfordernis und auch Engagement der jeweiligen Funktionäre

Schwerpunkte der bisherigen Tätigkeiten:

1: Standespolitische Arbeit der Vereinigung:

1960 bis in die 80er Jahre: Gleichstellung der Vorrückung der Finanzakademiker mit den Akademikern in Bund und Land

90er Jahre: Besoldungsgerechtigkeit FLDionen mit den nachgeordneten Dienststellen. Hier ging es vor allem um die MLZ. Die Forderung wurde 1990 mit dem ersten Streik untermauert.

Jahrtausendwende: Verbesserung der Beförderungsrichtlinien und der Möglichkeiten zur Qualifikation mit folgenden Meilensteinen: 1995 GBP, 1997 Rechtsmittelabteilungen

00er Jahre: 2002 Bewertung des unabhängigen Finanzsenates; 2004 Reform der Finanzverwaltung mit der Möglichkeit, dass auch alle A1/v1 Innendienst-Mitarbeiter die Besoldungsstufe A1/2 erreichen können. Schaffung der Möglichkeit von Fachkarrieren neben Mangementkarrierelebensläufen.

Heute ist damit praktisch die Gleichstellung aller A1/v1 Mitarbeiter mit den anderen Ressorts erreicht.

  1. Meinungsbildende Tätigkeiten:

Durch Einladungen von zB NR-Pr. Kohl, ehem. RH-Präs. Moser, ehem. GÖD Vorsitzenden Neugebauer, HBM Schelling und GenDir. Draxler

Durchaus erwähnenswert ist auch das einmal erfolgte Ersuchen an wahlwerbende Parteien ihre Positionen zu den Anliegen der Finanzakademiker darzustellen. Die einzelnen Positionen wurden dann den Mitgliedern zur besseren Entscheidungsfindung bei der Wahl zur Verfügung gestellt.

  1. Fachveranstaltung und kollegiale Treffen:

Aufgrund der Gliederung der Vereinigung in die 7 Landesverbände erfolgt diese wesentliche Arbeit vor allem in den Landesverbänden, die den direkten Kontakt und die Vernetzung mit den Mitgliedern haben.

Kommende Schwerpunkte:

  • Unterschiedliche rechtliche Ausgestaltung zwischen VB und Beamte
  • Attraktivierung der akademischen Funktionen (BMF als attraktiver Arbeitgeber)
  • Laufbahnbild v1/1 und v1/2 und deren Verbesserung
  • Steigerung der Akademikerquote in der Finanzverwaltung
  • Mitwirkung bei Modernisierung in Bezug auf Rolle und Attraktivität der Akademikerfunktionen
  • Klärung der Voraussetzungen für Akademikerjobs (welche Ausbildung für welche Funktion?

Das Engagement des Präsidiums wird die oben angeführten kommenden Schwerpunkte beinhalten, aber auch ergänzt um die geplanten internen Aufgaben (Aufbau einer ordnungsgemäßen Mitgliederverwaltung und bessere Kommunikationswege zu den Mitgliedern durch Newsletter und Homepage-Neugestaltung sowie Fortsetzung der Verjüngung der Funktionärs- und Mitgliederstruktur.

Um zwei Punkte davon genauer anzusprechen:

Im Zusammenhang mit den FH-Studiengängen wird noch zu klären sein wird, welches Studium für welche Arbeitsplätze Voraussetzung sein soll. Derzeit haben zB Tax Managament Studienabgänger den Vorteil gegenüber Juristen oder BWL von der Universität, dass nach dem Studium „Tax Management“ an der FH die Finanz-Grundausbildung – anders als bei Universitätsabgängern – angerechnet wird.

Aus meiner Sicht braucht die Finanzverwaltung beides: zB Tax Manager für Großbetriebsprüfer, Universitätsabgänger mit Überblicksbreite für Fachbereiche etc.

Ich plane diesbezüglich, um diese offene Frage besser beantworten zu können, eine Diskussionsrunde im Herbst mit FH-Vertreter (zB Friedrich Stanzel) und unseren Ressortverantwortlichen.

Derzeit intensivieren wir unsere Bestrebungen zur Attraktivierung der Mitgliedschaft insbesondere für die jungen A1-Mitarbeiter durch Verjüngung des Funktionärskaders, durch Informationsmöglichkeit bereits in der BFA  und vor allem durch eine zeitgemäße Kommunikation und einen zeitgemäßen Internettauftritt.

Auch bei unserem weiteren Zweck der Vereinigung laut Statuten, nämlich „Eingaben, Entschließungen bei den zuständigen Stellen, Erstattung von Vorschlägen und Gutachten“ wollen wir uns künftig stärker als bisher einbringen. Wir glauben, dass bei neuen Gesetzesvorhaben auch die Expertise der Finanzakademiker in der Fläche genutzt werden kann. Praktiker können einen wesentlichen Beitrag dafür leisten, dass Gesetze auch praxisgerecht formuliert werden. Dieses Potential ist bislang noch nicht gehoben, eine Einbindung der Finanzakademiker und deren Expertise noch keine Selbstverständlichkeit. Hier würden wir uns und unsere Expertise künftig gerne verstärkt anbieten.

Im Zuge der Modernisierung wollen wir – auch unseren Statuten entsprechend – uns bei Vorsprachen bei den zuständigen Behörden, Vertretungs- und Verwaltungskörpern, insbesondere in dienstlichen Belangen einzelner Mitglieder der Vereinigung einbringen, damit sich niemand fürchten muss, als Reformverlierer über zu bleiben.

Ich möchte aber auch ein klares Bekenntnis zur Modernisierung der Finanzverwaltung abgeben und insbesondere erwähnen, dass ich die Gelegenheit hatte, mit Edi Müller und Rupert Schreiner zu Beginn der Konzipierung der Reform die Vorstellungen der Finanzakademiker einzubringen. Als Sprecher der Finanzakademiker bin ich immer dafür eingetreten, dass Mitarbeitende vor Ort noch ihre Heimat brauchen und auch die Bürger den Ansprechpartner vor Ort wollen. Ich danke dafür vor allem dir HBM Edi Müller für deine Zeit, dein Zuhören und das Ernstnehmen unserer Vorschläge. In einer weiteren Stellungnahme konnten wir die beim ersten Gespräch von euch geäußerten Bedenken nach Rückfrage mit den Landesverbänden nochmals überdenken und in einer neuerlichen Stellungnahme einbringen. Die von uns vorgebrachten Anregungen wurden aus meiner Sicht sehr ernst genommen, wertgeschätzt und auch in wesentlichen Punkten in der Neukonzipierung berücksichtigt, sodass wir nun eine von vielen, sagen wir besser, – von (fast) allen – mitgetragene Modernisierung der Finanzverwaltung vor Augen zur kommenden Umsetzung haben.

Als solche Wertschätzung, die ich beim damaligen Gespräch empfunden habe, empfinde ich auch den Besuch unseres HBM bei unserer Veranstaltung.

Ich darf dich daher Edi als unseren Bundesminister um deine Festansprache bitten.
Glück auf uns allen!

Anton Trauner

BM Dkfm. Müller bei seiner Ansprache 2
vor dem Festakt
Diskussion mit dem Ehepaar Moser
BM Dkfm. Müller bei der Ansprache
nach dem Festakt 1
nach dem Festakt 2